Wie alles begann
Der Grundstein für die Arbeiten auf dem Gebiet der Druckkammertherapie
war das Engagement von Dr. Josef Peter Reusch in der DLRG (Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft).
Bereits 1949 initiierte er die Wiederbegründung der DLRG in Trier. Mit der
Rettungsmannschaft dieses Bezirks unternahm er in den 50 – und 60er Jahren
regelmäßige, legendäre Tauchexpeditionen ans Mittelmeer, wo er
medizinische Untersuchungen an Tauchern mit Blutentnahmen in Tiefen bis 45
Metern vornahm.
Tauchen steckte zur damaligen Zeit in Deutschland absolut in den
„Kinderschuhen.“ So war es schon eine Besonderheit, als Dr. Reusch bereits
1951 bei einer internationalen Tagung für Rettungswesen in Cannes erstmals
bei Rettungsverfahren Tauchgeräte zur Rettung und Bergung von Ertrinkenden
demonstrierte und auf die damit verbundene Problematik hinwies.
Im gleichen Jahr begannen Dr. Reusch und Prof. Dr. Tödt (Berlin) ihre
Untersuchungen, die sich mit der Funktionsfähigkeit von Herz und Kreislauf
beim Tauchen befassten. In Reihenuntersuchungen, die über mehrere Jahre
liefen, wurden die Einflüsse von Gesamt-Druck und Sauerstoffpartialdruck
auf Herz und Kreislauf und damit zusammenhängende Veränderungen an Puls
und Blutdruck unter Bedingungen beim Tauchen bis zu einer Tauchtiefe von
45 Metern gemessen. Unter anderem gab eine von ihnen entwickelte
elektrochemische Methode zur gleichzeitigen Bestimmung des an Hämoglobin
gebundenen und physikalisch gelösten Sauerstoffs aus derselben Blutprobe
die Basis für ihre Untersuchungen.
Primär galten die Forschungsarbeiten auf dem Gebiet des Tauchens in der
DLRG der Optimierung der Sicherheit für die Rettungstaucher. Die
Ergebnisse der Arbeiten des damaligen Präsidialarztes Dr. Reusch waren u.a.
Grundlage für Sicherheitsbestimmungen zum Bau von Tauchgeräten und zur
Entstehung von Richtlinien und Ausbildungsvorschriften für DLRG-Taucher.
Zugleich aber wurden durch diese Arbeiten die Erkenntnisse gewonnen, dass
das „Tauchen“ als Therapie in der Medizin eine breite Anwendung finden
könnte. Sehr bald schon wurden „Tauchsimulationen“ als Therapieversuche
bei unterschiedlichen Erkrankungen in Trier durchgeführt. Aus den Erfolgen
und Erfahrungen dieser Versuche entstanden in dieser Zeit die ersten
Konzepte einer Therapie, die heute als hyperbare Oxygenationstherapie
(HBO) in der Medizin weltweit anerkannt ist. Seit 1957 bereits behandelte
er in seiner Praxis Patienten in der Druckkammer und berichtete auf
zahlreichen medizinischen Kongressen auch international über seine
Erfahrungen.
Die ersten 20 Jahre kontinuierlicher, regelmäßiger Anwendung der
Druckkammertherapie in Trier wurden zunächst nur als exzentrische
Außenseitermethode in Deutschland angesehen. Erst seit den 70er Jahren
brachten zunehmend wissenschaftliche Arbeiten und Erfahrungen
unterschiedlicher Therapeuten den endgültigen Durchbruch der bereits in
vielen Ländern angewandten Therapieform der HBO auch in Deutschland.
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